Warum diese Anstrengungen für einen Vogel?
Für viele ältere Menschen prägte der Weißstorch ein Bild aus Kindertagen, mit dem sich Sommer, Wiesen und ländliche Idylle verbindet. Dass sich das Bild heute geändert hat, ist Folge der Intensivierung unserer Landnutzung. Viele Pflanzen und Tiere des Kulturlandes kommen mit diesen Rahmenbedingungen nicht klar und sind deshalb in ihrem Bestand zurückgegangen, vom Aussterben bedroht oder schon ganz verschwunden. Daher hat der Weißstorchschutz einen hohen Stellenwert und erfreut sich großer Akzeptanz, weil er Teile einer vordergründig ›heileren Welt von früher‹ zurückholt.
Mit Beginn der 1950er Jahre nahm die Entwicklung unserer Kulturlandschaften einen dramatischen negativen Verlauf. Flächenhafter Landschaftsverbrauch für Siedlungs- und Straßenbau und die erfolgreiche Entwässerung ganzer Landstriche zogen nicht nur den Störchen buchstäblich den Nahrungsteppich unter den Füßen weg. Von über 30 Brutpaaren waren 1987 noch 3 im Kreis Minden-Lübbecke, die letzten in ganz Nordrhein-Westfalen, übrig. Heute gibt es wieder über 100 Storchenpaare im Kreis Minden-Lübbecke!
Tatsächlich führen Maßnahmen für den Weißstorch zu naturnäheren Lebensräumen insgesamt, mit mehr Lebensqualität für Tiere, Pflanzen und Menschen. Der Weißstorch ist wie ein Gradmesser für eine verhältnismäßig intakte und naturnahe Umwelt. Wo er lebt, fühlen sich auch andere Lebewesen wohl. Darum lieben ihn die Menschen, weil er ein Stück heiler, unverdorbener Natur symbolisiert.